05 Mar

Kadirova Mahbuba Khodjievna wurde am 3.2.1953 im Haus ihrer Oma geboren. Um sich das kurz ins Gedächniss zu rufen, 1953, acht Jahre nach dem 2. Weltkrieg, gab es 55 Todesopfer beim Aufstand vom 17. Juni, u.a. aufgelöst durch den Tod von Stalin in der damaliegen UdSSR am 5. März.

Ihr Name “Mahbuba” bedeutet liebling, bekommen hat sie diesen durch ihre Oma. Als sie damals in ihrem Haus, in der damaliegen Stadt Lenabad (heutiges Chudschand) geboren wurde und ihre Oma dadurch wusste, dass sie zu ihrem Liebling wird. Das Haus selber war nicht weit von meiner Einsatzstelle entfernt. Damit war es schon am Rand von Chudschand selbst. Sie wohnte auch zu größten Teilen in dem Haus ihrer Großeltern. In dem Haus ihrer Eltern waren ihre drei anderen Geschwister. 2 Mädchen und ein Junge. Sie ging damals in die Schule Nr. 15 (meine Arbeitsstelle), welche es vor so langer Zeit schon gab. Allerdings nicht all zu lange, noch während ihrer Schulzeit gab es damals ein großes Erdbeben, welches die Schule zerstört hat. Nun, lange dauerte es nicht, bis das neue Gebäude wieder stand. In der Schule waren ihre Top-Fächer Sport (besonders Basketball) und Biologie. Für letzteres viel es ihr leicht zu lernen und so hatte sie damals den Traum, Ärtztin zu werden. Bis dahin sollten allerdings noch viele Jahre vergehen. In ihren Teenagerjahren verbrachte sie ihre Freizeit damit aufzuräumen und im Haushalt zu helfen. Ein Traum für jeden. Wenn sie bei ihrer Oma fertig war, ging es in das Haus der Eltern. Im Sommer wurde Tagelang Obst gepflückt, die Wäsche musste noch per Hand gewaschen werden. Wenn sie von September bis November nicht geschlafen hat, oder in der Schule war, traf man sie auf dem Baumwollepfeld wieder. Man traf dort alle wieder. Groß und Klein, deren andere Arbeit für den Moment erbärlich waren, halfen gute  drei Monate lang täglich mit.

In der Schule hat Mahbuba an Biologieolympiaden Teilgenommen – der Wunsch zur Ärtztin noch lange nicht vergessen. Und so arbeiteten sie und 5 ihrer Freundinnen nach der Schule in Artztpraxen, um schon nötige Erfahrung für später zu sammeln. Doof nur, dass sie dabei feststellen mussten, dass die Arbeit irgendwie doch nicht so ist, wie sie es sich immer vorgestelt haben. Der Wunsch der Ärtztin fiel also wieder weg. Nach der 10. Klasse, ja, die Schule ging damals nur 10 Jahre lang, arbeitete sie ein Jahr lang als Weberin.

Wir sind inzwischen in den 70er angekommen, die UdSSR war damals geprägt durch den Ausbau ihres Imperiums und sogleich der Entspannung innerhalbs. In Deutschland regt sich auch so einiges, die ANTI-AKW-Proteste werden laut, der Kniefall von Willi Brandt, eine Ölkriese, die Sesamstraße kommt groß raus und auf einmal ist man mit 18 schon erwachsen. Man durfte in Deutschland mit 18 Jahren über sich selbst bestimmen, keiner hatte einem mehr etwas zu sagen. Mit 18 Jahren heiratete Mahbuba ihren Mann Adkham Alimov Muhammadvich. Wenigstens waren sie beide gleich alt.

Sie zogen in das Haus, in dem auch ich gelebt habe. Näher in der Stadtmitte und mit genug Platz für viele Kinder.

Mit 19 Jahren bekam sie ihr erstes Kind, Alimova Muboschirakon Adkhamovna, sie wird später in ihrem Leben Lehrerin.

Für ein halbes Jahr arbeitet Mahbuba von zuhause aus als Schneiderin in ihrem eigenen Artelier. 

1974 kommt ihre zweite Tochter zur Welt, sie wird ein mal Gynäkologin werden. 

1976 ihr erster Sohn, welcher heute in der Abteilung für Fremdsprachen am Flughafen in Chudschand arbeitet.

1979, ihre dritte Tochter, welche genau den gleichen Weg wie ihr Bruder einschlägt. Heute arbeitet sie allerdings in Russland.

1981 wird der Vater, Mubin ist sein Name, von meiner Gasttochter geboren. Er studierte Physiktechniken und arbeitet heute als Mechaniker.

Während all dieser Geburten, die Arbeit als Mutter und als Schneiderin, hatte Mahbuba doch immer noch die Zeit zum reisen. Und so besuchte sie die Ukraine, Weißrussland, Moskau, Leningrad, Estland und Lettland, Duschanbe, Taschkent, Sammerkand und Bischkek. Insgesamt arbeitete sie 38 Jahre lang als Schneiderin. Währenddessen beschränkten sich ihre Wünsche darauf, dass all ihre Kinder groß und gesund werden würden, in der Schule fleißig lernen und gute Arbeit finden werden.

Ihre härtesten Jahre waren 1991-1993, wo einfach nirgends Geld zu finden war und das ganze Land eine sehr schwere Zeit durchmachen musste.

Als 1994 und 1995 das Tadschikische Geld zu Somoni wurden, hat die Familie damals viel verloren.

Die Jahre danach ging es allerdings wieder Berg auf. Ihre Kinder schlossen alle die Schule ab und wurden zu den Erwachsenen, die sie heute sind.

Insgesamt hat Mahbuba 13 Enkelkinder und 6 Uhrenkel. Jetzt lebt sie ihr Leben als Königin des Hauses, verheiratet Menschen und genießt den Rest ihres Lebens.

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